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Jamu, ganz Indonesien

Als Jamu werden in Indonesien pflanzliche Heilmittel, traditionelle Präventivmittel und kosmetische Produkte bezeichnet. Sie bestehen meist aus verschiedenen pflanzlichen Inhaltsstoffen, wie z.B. Wurzelextrakten, Rinden, Blüten, Pflanzenauszügen. Jamu werden zum Eigengebrauch oder zum Verkauf hergestellt. Dabei werden in den Familien die Rezepte von den Müttern an die Töchter weitergegeben. Frauen, die Jamu zum Verkauf herstellen, werden Jamu Gendong genannt. Gendong ist das indonesische Wort für „tragen“ und bezieht sich darauf, dass die Frauen die Medizinflaschen in einer typischen Kombination aus Korb und Batiktuch durch die Straßen tragen. Die Jamu Gendong prägen das Stadtbild javanischer Städte, wenn sie am frühen Morgen oder am Nachmittag mit ihrer Ware durch die Straßen ziehen. Sie verkaufen Jamu in Form von Getränken, Pasten oder Salben. Durch die zunehmende industrielle Herstellung und Vermarktung von Jamu können diese nun auch in Pillenform erstanden werden. Hochburg der Jamukultur ist Zentral-Java, doch auch auf den sogenannten äußeren Inseln, wie Sumatra, Kalimantan, Sulawesi und Bali, wird die Naturheilmethode angewandt. Besonders auf Java konsumieren auch heute noch etwa 80% der Bevölkerung Jamuprodukte, die ein wichtiger Bestandteil des traditionellen Gesundheitssystems sind. Jamu ist fast so alt, wie die javanische Kultur selbst. Prähistorische Werkzeuge zur Herstellung von Jamu werden im Nationalmuseum in Jakarta ausgestellt. Steinreliefs an den Wänden des Borobudur in Mitteljava belegen die Herstellung von natürlichen Kosmetikprodukten um 800-900 n. Chr. Schriftliche Belege für die Jamulehre gibt es nur vereinzelt, da das Wissen meist mündlich überliefert wurde und innerhalb der Heilerfamilien der Geheimhaltung unterliegt. Auf Bali gibt es aber Manuskripte aus den getrockneten Blättern der Lontarpalme, auf denen Heilrezepte für die Nachwelt fixiert wurden. Die im Zentrum der Jamulehre steht die Balance von Körper und Umwelt, Krankheit und Medizin, von heiß und kalt. Die Anwendung dieses Grundsatzes ist ein Charakteristikum von Jamu. Auch Massagen sind ein integraler Bestandteil des indonesischen Weges zu innerer und äußerer Gesundheit und Schönheit. Der holistische Ansatz von Jamu macht die Lehre auch interessant für die Spa-Industrie auf Bali. Heute finden sich die Reinigungsrituale von javanischen Prinzessinnen in Spa-Anwendungen wieder. Wie z.B. Massagen mit edlen Ölen, das Einreiben mit natürlichen Peeling und das anschließende Bad in Blüten und Kräutern.

Jamu Kunyit kann man einfach in der heimischen Küche zubereiten. Man benötigt zunächst frischen Kurkuma (Gelbwurz), dem eine krebshemmende Wirkung zugeschrieben wird. Dazu Galanga (Thailändischer Ingwer) für eine scharfe Note. Die Wurzel wirkt gegen Übelkeit und entzündungshemmend. Zur Not kann man Galanga auch durch handelsüblichen Ingwer ersetzen. Tamarindenpaste schmeckt säuerlich (kann durch Limettensaft ersetzt werden). Tamarinde wirkt antibakteriell. Kurkuma und Galanga schälen, reiben und zu einer Paste verarbeiten. Die Paste mit etwa 1 Liter Wasser für ca. 20 Minuten aufkochen, bis die Flüssigkeit etwas eindickt. Die Mixtur abkühlen lassen, im Standmixer mixen und mit Tamarinde (Limette) und Honig abschmecken. Zum Schluss durch ein Sieb gießen und warm servieren.
Literatur zum Thema

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Sumba - Leben im Rhytmus der nyale

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Sumba gehört zu den nichtvulkanischen Inseln im Süden der Nusa-Tenggara-Inselkette (Kleine Sunda-Inseln). Die Landschaft der gedrungenen Insel mit der ovalen Form wirkt unwirtlich. Das Klima ist heiß und trocken. Doch so abweisend das Land ist, so reichhaltig ist die Kultur der hier lebenden Menschen. Händler aus China und Europa schätzen die Insel in früheren Zeiten für das hier zu findende Sandelholz, Pferde und Sklaven, maßen ihr aber nicht genug Bedeutung zu, um sich in Kultur und Politik einzumischen. So konnte sich die einheimische Kultur beinahe unverändert von fremden Einflüssen erhalten. Für Besucher ist besonders Westsumba interessant. In der Trockenzeit, wenn die Felder brach liegen, kann man in einigen Dörfern Zeuge archaischer Fruchtbarkeitsrituale werden. Das bekannteste Fest ist das Pasola-Ritual, ein buntes und martialisch anmutendes Reiterfest, das im Februar/März begangen wird. Es ist Teil des nyale-Zyklus.